Am 1. Juli 2023 jährt sich der Todestag von Marwa El-Sherbini und ihrem ungeborenen Kind zum 14. Mal. Seit 2015 ist der 1. Juli der Tag gegen antimuslimischen Rassismus in Deutschland. Marwa El-Sherbini wäre in diesem Jahr 45 Jahre alt, ihr damals ungeborenes zweites Kind wäre 13 Jahre alt.
Während der Gerichtsverhandlung gegen den Angeklagten Alex W. aufgrund rassistischer Beleidigung wurde Marwa El-Sherbini am 1. Juli 2009 unter Anwesenheit der Prozessbeteiligten – so. z.B. des Richters, der Verteidigung und der Staatsanwaltschaft – Opfer des antimuslimischen Mordanschlags mit einem Kampfmesser seitens des Angeklagten Alex W. auf sie.
Die Versuche der Prozessbeteiligten, den Täter durch Anschreien, das Werfen von Stühlen und Verrücken von Tischen aufzuhalten, blieben erfolglos¹. Marwa El-Sherbini starb, 31jährig, noch im Gerichtssaal. Ihr Ehemann überlebte die zahlreichen Stichverletzungen gegen ihn nach mehrtägigem Koma schwer verletzt. Ihr damals dreijähriger Sohn musste alles miterleben.
Unsere tiefe Anteilnahme widmen wir dem überlebendem Witwer Marwa El-Sherbinis, Herrn Elwy O. und ihrem heute 17-jährigen Sohn sowie ihren Eltern, ihrem Bruder und ihren Freund*innen. Unsere Anteilnahme richten wir auch an alle Muslim*innen und als muslimisch gelesene Menschen, die alltäglich antimuslimischen Rassismus erfahren.
Die Dimensionen des antimuslimischen Rassismus, ihre tiefe gesamtgesellschaftliche Verankerung und ihre folgenschwere Wirkmächtigkeit werden am tragischen Tod Marwa El-Sherbinis im Saal des Dresdener Landgerichts drastisch sichtbar.
Marwa El-Sherbini und ihr ungeborenes Kind erlagen den zahlreichen Stichverletzungen eines Einzeltäters der sich im Klima des rassistischen Wahlkampfes der sächsischen NPD für die damals anstehende Landtagswahl legitimiert sah, diesen Mord zu begehen. Der zunächst wegen [rassistischer] Beleidigung Angeklagte spätere Mörder Alex W. wurde wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Im Mord-Prozess gegen ihn benannte die Staatsanwaltschaft erstmals antimuslimischen Rassismus als zentrales Tatmotiv².
Seit 2015 ist der 1. Juli in Gedenken an Marwa El-Sherbini der Tag gegen antimuslimischen Rassismus in Deutschland.
Anlässlich des Todestages von Marwa El- Sherbini finden jährlich Gedenkveranstaltungen und Formate zur Auseinandersetzung mit der gesellschaftlichen Realität der Dimensionen des antimuslimischen Rassismus statt.
Verweisen möchten wir an dieser Stelle auch auf das Aufarbeitungsprojekt „Gegen Uns“, welches das Leben, die Erinnerungen und die Perspektiven der Menschen in den Mittelpunkt stellt, die rassistische, antimuslimische, antisemitische und rechte Gewalt sowie alltägliche rassistische Diskriminierung erleben.
¹https://gegenuns.de/marwa-el-sherbini/.